„Wir leben in einer Meinungsdiktatur“
Das toxische Narrativ
Die Behauptung, wir befänden uns in einer „Meinungsdiktatur“, ist ein weit verbreitetes rechtes Narrativ. Parallel zu zensierenden „Altparteien“ wird im christlichen Kontext von „verräterischen Judassen“ gesprochen. Dieses Narrativ basiert auf einer absurden Opferrhetorik: Politiker*innen und „kirchliche Eliten“ werden zu den eigentlichen Demokratiefeinden erklärt. Sie würden den vermeintlich einheitlichen „Volkswillen“ verachten, der selbstverständlich zumeist genau der Meinung der Verfasser*in entsprechen soll. Politische Debatten und Diskurse werden zur „Meinungsdiktatur“ erklärt. Auf die Kirche wird folgende (Un)Logik angewandt: Sie habe Hitler unterstützt und halte sich heute ebenfalls opportunistisch an den Zeitgeist. So werden die demokratiefeindlichen Einstellungen, die dem Narrativ zu Grunde liegen, verschleiert.
Fragen zum Hinterfragen
Wie können wir uns in einer „Meinungsdiktatur“ befinden, wenn diese und ähnliche Thesen im öffentlichen Raum geäußert werden können? Besteht der Witz in Mt 7 nicht darin, sich zu fragen, welche Balken im eigenen Auge stecken, statt wieder nur auf die anderen zu zeigen? Muss die Kirche nicht heute, gerade weil sie sich Hitler nicht geschlossen entgegengestellt hat, dem Geist der Ungleichheit widersprechen? War nicht auch Jesus unter solcher Perspektive ein Meinungsdiktator, der sehr strikt sagte, was er denkt (Ich aber sage euch …)?
Und nun?!!
Die Narrative weisen auf Themen hin, die nicht nur in der digitalen Öffentlichkeit insbesondere von rechten Akteuren befeuert werden und deren Diskussion durch Hass und Menschenfeindlichkeit geprägt sind. Oft sind wir mit diesen Narrativen konfrontiert und bleiben sprachlos. Neben der Beschreibung der analysierten toxischen Narrativen haben wir auch Fragen aus unserer Perspektive aufgeschrieben, die in der Auseinandersetzung um ein menschenfreundliches christliches Weltbild in Kirchen, Gemeinden oder in der Religionspädagogik helfen können.
Aufbauend auf der Analyse von Narrativen christlich codierter Hassrede wollen wir darüber hinaus mit Euch und Ihnen herausfinden, welche menschenfreundlichen Bilder und Erzählungen wir aus christlicher Perspektive entgegnen können. Wie können wir Botschaften der Hoffnung stärken und diese digital vermitteln? Um den Bogen from #hateSpeech to #hopeSpeech“ zu spannen, haben wir Seminare angeboten und ein Workshopformat entwickelt, das wir in Fortbildungen für Multiplikator*innen vermittelt haben.